Vancouver: Kanada’s „Hollywood of the North“. Die Stadt am Pazifik gilt seit Jahren weltweit als eine der fünf bestbewertesten Städte in puncto Lebensqualität und ist mit knapp 2,7 Millionen Einwohnern die größte Stadt der kanadischen Provinz British Columbia.
Als Marco Probst 2010 seine Ausbildung abschließt, hat er noch keine Ahnung, dass Vancouver einmal seine neue Heimat sein könnte und ihn sein späterer Berufsweg durch ganz Nordamerika führen würde. Über ein Leben jenseits des großen Teichs und Pläne für die Zukunft.
„Ich bin am liebsten in Kanada“, stellt der 31-jährige relativ schnell zu Beginn unseres Interviews klar. Seit vier Jahren lebt der gebürtige Deutsche nun in Vancouver – angefangen hat aber alles in Beringen: Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Industriemechaniker, beginnt Marco Probst im Jahr 2012 seine Tätigkeit bei Syntegon – zunächst jedoch nicht im Bereich Service. „Ich war in der Vormontage […]“, erinnert er sich an die Anfangszeit. „Dort wo die ganzen Einzelteile der Maschinen in unseren Hallen verbaut werden, […] da war ich circa zwei bis drei Monate. Danach ging es in die Systemmontage, bei der alles zusammengebaut und dann in Betrieb genommen wird. Das ging circa ein halbes Jahr.“ Im Anschluss geht es für Marco schon bald mit auf die ersten Maschinenmontagen, begleitet von anderen Technikern. So lernt er schnell von erfahrenen Monteuren, worauf es in der Anlaufphase und Inbetriebnahme einer Maschine beim Kunden ankommt.
Über den Teich
Zu diesem Zeitpunkt lebt Marco zwar noch fest in Deutschland und pendelt für seine Arbeit nach Beringen, reist jedoch schon jetzt für Montagen regelmäßig in die USA und Kanada. 2016 wechselt er von der Maschinenmontage in den Bereich Service und entscheidet sich im gleichen Jahr für den endgültigen Umzug von Deutschland nach Kanada. Die Stadt Vancouver, die Jahr um Jahr knapp 15 Millionen Touristen empfängt und für gemäßigtes Klima und milde Winter bekannt ist, hat Marco bereits zu schätzen gelernt. Nicht nur auf Dienstreisen, sondern auch während eines einjährigen Austauschs kurz nach Abschluss seiner Ausbildung. „Die Versetzung nach Nordamerika innerhalb der Firma war Eigeninitiative“, erinnert Marco sich. „Da war Syntegon auch sehr flexibel und zuvorkommend – Es werden ja auch immer gute Leute im Service gesucht, die Erfahrung mit den Maschinen haben.“ Auch seine damalige Freundin, heute Ehefrau, ist Kanadierin. Heute leben die beiden bereits seit vier Jahren fest in Vancouver.
First in Flight
Mit dem Umzug nach Nordamerika werden nun auch Marcos Einsätze und die seiner neuen Servicekollegen über den amerikanischen Servicehub Raleigh (PAUR) in North Carolina koordiniert. „Unser Servicekoordinator plant, welcher Techniker für einen Auftrag eingesetzt wird und schickt diesem die entsprechenden Informationen“, erklärt er. „Um was es geht, wo der Kunde ist und wie wir ihm helfen können. Den Flug buche ich dann immer eigenständig.“ Auch da bietet Marcos Job also viel Flexibilität.
Obwohl all seine Einsätze über das Büro in Raleigh koordiniert werden und er selbst ab und an vor Ort am dortigen Servicehub vorbeischaut, ist Marco auf direkte Nachfrage, anders als erwartet, kein begeisterter North Carolina Fan. „Ich bin am liebsten in Kanada unterwegs.“
Was Marco und der US-Bundesstaat North Carolina jedoch gemeinsam haben: Die Leidenschaft fürs Fliegen.[1] In seiner Freizeit baut der 31-Jährige an seinem eigenen Wasserflugzeug.
Zum Kunden plant er damit nicht zu fliegen. „Mit den Serviceeinsätzen hat das nichts zu tun. Ich gehe gern Jagen sowie Angeln und Campen – mit dem Wasserflugzeug ist das einfacher.“ Nächstes Jahr soll sein Werk komplett fertiggestellt sein und Rundflügen steht dann nichts mehr im Weg.
Fliegen mit Ersatzteilen
Ab und zu reist Marco auch noch nach Europa, zum Beispiel nach Beringen oder Viersen für Fortbildungen und Trainings. „Für die Arbeit mit Kunden befinde ich mich aber eigentlich nur in Nordamerika. Zwischendurch war ich auch mal für einige Monate auf einem Einsatz in Australien tätig.“
Irgendwelche Zwischenfälle? „Ich hing mal vier Stunden beim Zoll in der Schweiz fest“, erzählt er. „Ich hatte für einen Kunden Ersatzteile dabei – und auch die Papiere. Gestoppt hat mich der Zöllner aber trotzdem.“ Am Ende ging zum Glück alles gut aus und Marco kam, trotz ungeplanten Zwischenaufenthalts im Spediteurbüro, heil beim Kunden an – mit Ersatzteilen.
„Für mich bedeutet mein Job Freiheit.“
Marco Probst und seine Frau haben heute zwei gemeinsame Kinder – einen Sohn, drei Jahre und eine kleine Tochter, ein Jahr alt. Familie und Job lassen sich trotz vieler Reisen gut verbinden: „Theoretisch können wir im Service die Wochenenden zuhause verbringen. Im Schnitt bin ich den Rest der Zeit knapp 70% im Einsatz und 30% daheim. Aber das variiert natürlich immer.“
Marco schätzt an seinem Job als Servicetechniker besonders die Abwechslung. Manchmal geht er nach getaner Arbeit sogar mit Kunden vor Ort angeln, je nachdem wo und wie lange er im Einsatz ist. Einen klassischen Bürojob kann er sich kaum noch vorstellen. „Für mich bedeutet mein Job Freiheit.“
Heimat ist und bleibt für Marco Vancouver: „Im Moment bleibe ich in Kanada. Meine Kinder sind beide Kanadier und meine Frau auch. Das Einzige, was ich mir vielleicht vorstellen könnte ist, dass ich nochmal nach Beringen gehe – kurzfristig.“
Verständlich ist das auf jeden Fall. Und sollte er es sich doch mal anders überlegen, hat Marco ja zum Glück bereits sein eigenes Flugzeug.
[1] North Carolina ist bekannt für den Bau des vermeintlich ersten, lufttüchtigen Flugzeugs und erhielt daher sein Motto “First in Flight”. Dieses ist auf den meisten Autokennzeichen im Bundestaat zu finden.