Der Markt für in Kapseln gefüllte Tabletten nimmt seit Jahren zu. Insbesondere das kontrollierte Auflöseverhalten erweist sich als Vorteil dieser Darreichungsform und vereinfacht die Einnahme für Patienten. Die langjährigen Geschäftspartner Recipharm und Syntegon betreten für ein solches Produkt mit der Umrüstung einer GKF 2500 Kapselfüllmaschine von einer auf drei Tablettenstationen Neuland – und feiern eine erfolgreiche Premiere.
In Kapseln abgefüllte Tabletten erfreuen sich im Pharmamarkt zunehmender Beliebtheit. Da die Tabletten von einer Kapsel umhüllt sind, wird ihre Einnahme für Patienten deutlich vereinfacht. Einige Tabletten könnten aufgrund ihrer aggressiven Auswirkung auf Mund- und Magenschleimhäute ohne die schützende Kapsel gar nicht verabreicht werden. Dieses Problem vermeiden pharmazeutische Hersteller, indem sie die beschichteten Tabletten in eine Kapsel abfüllen, die sich kontrolliert auflöst, nachdem sie die Magensaftresistenz überwunden hat.
"Das Kundenprojekt war und ist in vielerlei Hinsicht ein Novum."
André Trommer
Supervisor Mechanic bei Recipharm
Doch nicht nur pharmazeutische Produzenten, sondern auch Lohnhersteller und -abfüller stehen durch diesen Trend neuen Herausforderungen an ihr Equipment gegenüber. So auch bei Recipharm, als ein Kunde mit einer ganz speziellen Anfrage an den Lohnhersteller herantrat: drei gleich große Tabletten in unterschiedlichen Farben in eine Kapsel abzufüllen. „Das Kundenprojekt war und ist in vielerlei Hinsicht ein Novum“, erläutert André Trommer, Supervisor Mechanic bei Recipharm. „Wir haben noch nie zuvor mehrere Tabletten in eine Kapsel abgefüllt. Die erforderliche Maschine gab es bei uns in der Produktion so noch nicht. Wir mussten uns eine Lösung überlegen, die technisch umsetzbar ist und nicht zu viel Platz in Anspruch nimmt.“
Langjährige Partnerschaft auf neuen Wegen
Recipharm (ehemals Consort Medical) und Syntegon (ehemals Bosch Packaging Technology) sind alte Bekannte und blicken auf eine lange Geschäftsbeziehung zurück. An den deutschen Standorten Zwickau, Monheim und Wasserburg fertigt der Auftragshersteller pharmazeutische Produkte für Kunden aus aller Welt. Hierfür sind seit über 30 Jahren Maschinen des Typs GKF von Syntegon im Einsatz. Die letzte wurde Anfang 2017 in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um eine Kapselfüllmaschine GKF 2500 ASB 100% im Hochleistungssegment. Sie ist mit einer automatischen Störbeseitigung (ASB) und einer Kapselwägemaschine (KKE) ausgestattet.
Recipharm nutzte die GKF 2500 bislang vor allem für Pellets und Pulverprodukte.
Mit einer Ausbringung von bis zu 150.000 Kapseln pro Stunde ist die Maschine für Pulver, Mikrodosierung, Pellets und Flüssigkeiten geeignet. Über eine Dosierscheibe wird die exakte Abfüllmenge in eine Kapsel gepresst, bevor die integrierte Kontrollwaage jede einzelne Kapsel prüft und fehlerhaft befüllte Kapseln aussortiert. Dank des modularen Aufbaus der Maschine lassen sich Füllprodukte mit wechselnden Parametern zügig umsetzen und hochgenau dosieren. Recipharm nutzte die GKF 2500 bislang vor allem für Pellets und Pulverprodukte. Über die bereits vorhandene Tabletten- und die nachgerüstete Pelletstation werden auch Pellets in Kombination mit einer Tablette abgefüllt. Die GKF 2500 eignet sich darüber hinaus auch für die Abfüllung von Tabletten und Mikrotabletten in Kapseln – bislang allerdings nur über eine Tablettenstation.
Aller guten Dinge sind drei
Als der neue Kunde bei Recipharm anfragte, war für Engineering Specialist Jens Muhsold schnell klar, dass er es mit der vorhandenen GKF 2500 versuchen wollte: „Ich arbeite seit über einem Viertel Jahrhundert mit der GKF Plattform und habe nach wie vor großes Vertrauen in die Qualität und Zuverlässigkeit von Maschine und Unternehmen.“ So entschied Recipharm, gemeinsam mit Syntegon das anspruchsvolle Projekt umzusetzen und die Kapselfüllmaschine für das neue Kundenprojekt aufzurüsten.
„Wir benötigten eine kreative Lösung, die neben der Abfüllung selbst vor allem auch das beschränkte Platzangebot auf der Maschine berücksichtigte“, so Muhsold. „Mit der erfolgreichen Umrüstung steht und fällt dieses Projekt – entsprechend hoch war der Druck, der sowohl auf uns als auch auf den Kollegen von Syntegon lastete. Flexibilität stand während des gesamten Projektverlaufs im Vordergrund. Und die hat das Team von Syntegon nachdrücklich unter Beweis gestellt.“
Qualitätssicherung durch doppelte Kontrolle
Die drei Tabletten beinhalten zwar verschiedene Wirkstoffe, sind in Größe und Gewicht jedoch identisch. Lediglich durch ihre verschiedenfarbigen Beschichtungen ist eine Unterscheidung möglich. Umso wichtiger ist es, sicherzustellen, dass jeweils nur eine der Tabletten in jeder Kapsel landet. Die bereits vorhandene Tablettenstation hatte sich in der Praxis durch ihre zuverlässige Dosierung bewährt: Dank der mechanischen Abfüllung über eine Dosierscheibe gelangt nur die gewünschte Anzahl an Tabletten in die Kapselunterteile. Sollte einmal eine Tablette im Schacht steckenbleiben, wird dies automatisch von der integrierten gravimetrischen Wägezelle gemeldet.
Um auf Nummer sicher zu gehen, bedarf es aufgrund des identischen Gewichts der Tabletten einer weiteren Kontrollstufe. Da der Platz im Innenraum der Kapselfüllmaschine bereits durch die drei Tablettenstationen aufgebraucht war, musste der zweite Schritt verlagert werden. Die Farbprüfung der Tabletten erfolgt daher nicht auf der GKF, sondern auf der nachgelagerten Blistermaschine (übrigens eine ältere TLT 3060 von Bosch) mittels Farbtastung. „So haben wir auch für diesen Schritt gemeinsam die bestmögliche Lösung gesucht – und gefunden, indem wir eine vorhandene Technologie effizient nutzen“, so André Trommer.
Teamwork zur flexiblen Problemlösung
Mittlerweile haben umfangreiche Tests die zuverlässige und hohe Qualität der ausgebrachten Kapseln bestätigt. Künftig kann Recipharm auf der Kapselfüllmaschine GKF 2500 auf jeder der drei Tablettenstationen die Kapselgrößen 0 und 00 mit jeweils unterschiedlichen Tablettengrößen verarbeiten. Was im Nachhinein einfach klingt, hat von beiden Seiten viel Mut und Einsatz in kurzer Zeit erfordert: „Die Aufgabe war knifflig, da es keine Vergleichsparameter zu bisherigen Projekten gab. Aber die Tests laufen problemlos. Ich bin mit der technischen Umsetzung und dem Einsatz des gesamten Service-Teams sehr zufrieden“, betont Jens Muhsold.
Die Umrüstung der GKF 2500 von einer auf drei Tablettenstationen war eine Premiere für Recipharm und Syntegon Technology. Trotzdem bewältigten die Projektpartner den Umbau in rund drei Wochen, in welchen drei Syntegon-Monteure im Zwickauer Werk im Einsatz waren. So ist aus einer spezifischen Kundenanfrage ein anspruchsvolles Projekt mit großem Zukunftspotenzial entstanden: Recipharm kann ab sofort die Abfüllung von verschiedenen Tabletten in Kapseln, und Syntegon das passende Equipment für einen wachsenden Markttrend anbieten.