Pharmazeutische Pulver bilden die Basis für zahlreiche Antibiotika, die für eine umfassende medizinische Versorgung unerlässlich sind. Welche Veränderungen aktuell im Markt stattfinden und welchen Herausforderungen Antibiotika-Hersteller bei der Pulverabfüllung gegenüberstehen, erläutert Markus Heinz, Produktmanager bei Syntegon, im Interview.
Wie hat sich der Markt für Antibiotika verändert?
Markus Heinz: Der Bedarf ist auch in Pandemiezeiten ungebrochen, denn Antibiotika sind bei häufig auftretenden Krankheiten wie Lungen- oder Mandelentzündungen ein bewährter Therapieansatz. Allerdings sind die Margen bei Generika wie Cephalosporinen oder Penicillin sehr gering, weshalb der Großteil der Produktionskapazitäten in kostengünstigere Märkte wie etwa nach Asien ausgelagert wurde. Tatsächlich gibt es meines Wissens nach in Westeuropa nur noch vereinzelt Wirkstoffproduzenten oder Abfüllbetriebsstätten — und nur einen einzigen Produktionsstandort für Antibiotika, welcher Aktive Pharmazeutische Wirkstoffe (API) herstellt und selbst verpackt. Spätestens seit Beginn der Pandemie wissen wir aber, dass Engpässe in den Lieferketten zu Versorgungsproblemen führen können. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, die Produktionskompetenz wieder auf alle Regionen zu verteilen.
Was macht die Herstellung von Antibiotika so kostenintensiv?
Das hat vor allem mit der Komplexität des Prozesses zu tun. Im Krankenhaus werden Antibiotika parenteral, also per Infusion verabreicht. Hergestellt werden diese letztlich flüssigen Infusionen aber als Pulver. Und diese Pulverproduktion bedarf sehr vieler Schutzmaßnahmen: Um Maschinenbediener bei der Herstellung vor teils toxischen Wirkstoffen zu schützen und eine Kreuzkontamination zu vermeiden, braucht es staubdichte Barrieren und eine abgeschlossene Luftversorgung mit effizienten Filtersystemen im Füllbereich. Auch die Maschinenreinigung ist bei Pulvern besonders komplex. Wir integrieren beispielsweise als einzige CIP-SIP für die Reinigung des Produktzuführsystems in unsere Syntegon Maschinen.
Mit welchen Lösungen unterstützen Sie Ihre Kunden?
Mit rund 230 Maschinen weltweit im Einsatz unterstützen wir unsere Kunden bereits seit mehr als 60 Jahren bei der Abfüllung pharmazeutischer Pulver. Insbesondere die AFG Füll- und Verschließmaschinen erfreuen sich großer Beliebtheit. Die AFG 5000 etwa verarbeitet pro Minute bis zu 480 Vials mit 100%-In-Prozess-Kontrolle. Dafür haben wir ein einzigartiges Transportsystem entwickelt, das sicher zwischen kontinuierlichem und getaktetem Transport variiert. Dank dem modularen Aufbau der AFG 5000 können Kunden flexibel zwischen unterschiedlichen Füll- und Wiegemodulen wählen. Dadurch halten wir den Füllbereich möglichst klein und reduzieren die Kosten, die hier für Filtration und Beschutzung anfallen. Vielleicht ist das ja auch für Hersteller ein Anreiz, wieder in die lokale Produktion von Antibiotika zu investieren…
Wie wollen Sie Ihre Kunden davon überzeugen?
Die Entscheidung müssen die Kunden letztlich selbst treffen. Aber wir können ihnen das passende Maschinenkonzept bieten. Und wir geben unsere umfangreiche Erfahrung gerne weiter, zum Beispiel in unserem Pulverlabor in Crailsheim, wo wir gemeinsam die optimalen Einstellparameter und Formatteile ermitteln. Darüber hinaus haben wir natürlich auch für flüssige Pharmazeutika und feste orale Darreichungsformen die passende Infrastruktur, zum Beispiel im neuen OSD Customer Center in Waiblingen. Bei Fragen stehe ich auf jeden Fall sehr gerne zur Verfügung!